Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb
Anreise, Kennenlernen und erster Vortrag
Wir treffen uns am Bahnhof Ulm und mit unserem archäologischen Reiseleiter Dr.rer.nat Ingmar M. Braun geht es gemeinsam weiter ins Hotel. Eine Reiseteilnehmerin reist selbst mit dem Auto an und trifft zeitgleich mit uns ein. Dieses Jahr nächtigen wir im gemütlichen 3* Hotel Gasthof Hotel zum Ochsen in Berghülen. Das Haus übertrifft unsere Erwartungen - tolles und mehr als ausreichendes Essen, eine Sauna zum Aufwärmen nach einem kühlen Reisetag und ein Hallenbad für alle, die sich gerne ein wenig sportlich betätigen.
Gleich am ersten Abend hält Dr. Braun zum Einstieg einen ersten Fachvortrag zur Altsteinzeit und macht uns so mit dem längsten Abschnitt der Menschheitsgeschichte vertraut. Beim gemeinsamen Abendessen diskutieren wir fleißig weiter und lernen uns gegenseitig ein wenig kennen. Wir sind bereits gespannt auf die kommenden Tage auf der Schwäbischen Alb!
Fundstelle und Grabung Vogelherd
Der Chef unserer Busfirma bringt uns selbst über die eigentlich gesperrte Straße so nahe wie möglich an den Vogelherd. Nach einer kleinen Wanderung erreichen wir das Gelände des ehemaligen Archäoparks, wo uns Dr. Zeidi von der Universität Tübingen bereits erwartet. Hier am Fundort des berühmten Wildpferd aus Mammutelfenbein forscht er derzeit wieder gemeinsam mit seinem Team. Dabei wird nochmals der Aushub der ursprünglichen Ausgrabung von Gustav Riek aus dem Jahr 1931 sorgfältig untersucht und geschlämmt . Bei den Nachgrabungen in den letzten Jahren wurden neben unzähligen Werkzeugen wie Stichel, Kratzer, Retuschen u.ä. zahlreiche weitere Figurenfragmente, doppelt gelochte Elfenbeinperlen und im Jahr 2006 die vollständige Figur eines Mammut aus Elfenbein gefunden.
Dr. Zeidi hatte selbst vor einigen Jahren das Glück das Fragment des Elfenbeinfisches zu finden, das nun im Museum in Tübingen zusammen mit weiteren Figuren ausgestellt ist. Wir sind fasziniert von den Einblicken, die wir auf der aktuellen Grabung erhalten. Dr Zeidi erklärt, warum nochmals hier geforscht wird, führt die Arbeitsmethoden aus, erklärt außerdem gemeinsam mit Ingmar Braun die Unterschiede zwischen der Methodik und Dokumentation früherer Grabungen und heutiger Vermessungstätigkeit.
Im Anschluß daran macht uns Dr. Braun dann noch mit Hilfe mitgebrachter Abbildungen mit der Geschichte des Vogelherd vertraut. Er zeigt dabei die großartigen Funde mobiler Kunst, die hier auf der Schwäbischen Alb gemacht wurden, Fotos früherer Grabungen und zur besseren Einordnung auch nochmals die Eckdaten der einzelnen Perioden des Paläolithikums. Abschließend geht es ins Innere der UNESCO Welterbestätte selbst und wir versuchen ein wenig das Leben des frühen modernen Menschen nachzuvollziehen, der sich auf der Schwäbischen Alb in der letzten Eiszeit hier niederließ.
Besonders herzlicher und persönlicher Dank gebührt an dieser Stelle nochmals der ehemaligen Leitung des Archäoparks für die Vermittlung, der Gemeinde Niederstotzingen für die unserer Gruppe ausnahmsweise erteilte Zutrittsgenehmigung zum Vogelherd und Professor Janas M.A. und Dr. Zeidi von der Universität Tübingen, die uns den Besuch auf der Grabung ermöglicht haben. Es war ein toller Besuch am Vogelherd!
Bärenhöhle, Kleine Scheuer, Hohlenstein-Stadel
Nach der Mittagspause geht es weiter durch die traumhafte Landschaft der Schwäbischen Alb. Wir bewundern leuchtend gelbe Rapsfelder, umgeben von unzähligen Grünschattierungen und freuen uns, dass sich entgegen aller Wettervorhersagen, doch die Sonne blicken lässt. Gemeinsam geht es nun zur eindrücklichen Fundstelle Hohlenstein-Stadel. Hier wurde in allen drei nebeneinanderliegenden Höhlen mehrfach gegraben und Ingmar Braun erzählt uns anschaulich mit Bildern dokumentiert die spannende Geschichte des Löwenmenschen. Das Mischwesen aus Mammutelfenbein wurde aus unzähligen Fundfragmenten, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten gefunden wurden mehrmals zusammengesetzt.
Vor dem Abendessen gibt es nochmals einen ausführlichen Vortrag durch Dr. Braun zur mobilen Kunst des jüngeren Paläolithikums. Danach sind wir bestens vertraut mit den Zeitabschnitten, den Techniken, Materialien, der Verbreitung und den Ausprägungen der mobilen Kunst. Es fehlen nur mehr die Museumsbesuche, um die Kleinkunstwerke nicht nur auf Fotos bestaunen zu können!
Museum Alte Kulturen Schloss Hohentübingen
Das Wetterglück ist uns wieder hold und wir erreichen das Museum der Universität Tübingen trockenen Fusses. Dr. Braun zeigt uns hier die berühmten Figuren aus dem Vogelherd. In einem besonders eindrucksvollen Rahmen sind die Funde aus Mammutelfenbein hier präsentiert. Nicht nur anlässlich der Ausgrabungen von Gustav Riek 1931, sondern auch bei den Nachgrabungen des Instituts für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie der Universität Tübingen unter der Leitung von Prof. N. J. Conard in den Jahren 2005 – 2012 wurden zahlreiche Objekte gefunden. Diese ältesten Zeugnisse mobiler Kunst vermitteln oft ein komplett unerwartetes Bild vom Homo Sapiens in der Steinzeit.
Daran anschließend bleibt noch Zeit zum Besuch der anderen Räume des Museums oder der Sonderausstellung zu Troia und Schliemann. In der Altstadt von Tübingen treffen wir uns wieder, bummeln über den Markt und bewundern bei einem Kaffee die Fachwerkbauten. Anschließend geht es weiter und wir brechen auf Richtung Achtal.
Hohle Fels in Schelklingen
Unser Ziel ist der Hohle Fels im Achtal. Denn hier wurden Funde aus der Zeit des Neandertalers und auch des anatomisch modernen Menschen des Jungpaläolithikums gemacht. Johannes Wiedmann M.A. vom urgeschichtlichen Museum Blaubeuren führt uns durch die beeindruckende Höhle und erzählt dabei von der Forschungsgeschichte und den wichtigsten Funden. Vor allem die berühmte "Venus vom Hohle Fels", der Fund der Flöte aus Gänsegeierknochen und der Fund des Wasservogels sollen nicht unerwähnt bleiben. An einer akustisch besonders geeigneten Stelle im hinteren Höhlenbereich lauschen wir dann noch andächtig den Klängen eines Flötennachbaus und stellen uns die Atmosphäre in der Eiszeit vor.
Zum Abendessen bringt Ingmar Braun dann noch einige Abgüsse der Elfenbeinfiguren mit. Hier können wir die winzigen Details in der Verarbeitung der kleinen Kunstwerke noch besonders eingehend betrachten.
Blaubeuren
Heute haben wir nur eine kurze Anfahrt und wir besuchen das urgeschichtliche Museum von Blaubeuren, wo wir wieder Johannes Wiedmann M.A. treffen. Er führt uns fachkundig durch die Sammlung, die im historischen Gebäude des Heilig-Geist-Spitals untergebracht ist. Dabei zeigt er uns die Venus vom Hohle Fels und die Elfenbeinfigur des Wasservogels, der ebenfalls am Hohle Fels im Achtal gefunden wurde. Außerdem staunen wir über die originalen Flöten aus dem Aurignacien und lauschen nochmals den Klängen, die auf modernen Nachbauten der Flöten gespielt werden. Ingmar Braun zeigt unserer interessierten Gruppe im Anschluss an die Führung noch weitere Details im Museum, bevor wir zur Erkundung von Blaubeuren aufbrechen.
Trotz leichtem Nieselregen erstrahlt der Blautopf, die dem Ort namensgebende Karstquelle, in leuchtendem Blau. Nach einer kleinen Stärkung zu Mittag fahren wir nochmals das kleine Stück ins nahe Achtal, um die weiteren Fundstellen zu besuchen.
Geissenklösterle und Sirgenstein
Unser erster Besuch am Nachmittag führt uns zum Geissenklösterle. Auf einem etwas steilereren Weg wandern wir aufwärts zur Fundstelle, die mit einem grossen Gitter verschlossen ist. Hier kann man sehr gut die ursrpüngliche Methode zur Einteilung der Grabungsfläche in Quadranten mit Hilfe von Seilen sehen. Ingmar Braun erzählt wieder über die Forschungsgeschichte und die wichtigsten Funde, wie die Flöten aus Elfenbein und Schwanenknochen oder den Adoranten, den wir dann im Museum in Stuttgart sehen werden.
Der abschließende Besuchspunkt des heutigen Tages ist der Sirgenstein, der sich auf der gegenüberliegenden Seite des Tales befindet. Hier spazieren wir gemütlich durch den Wald und erreichen so die letzte von uns besuchte Fundstelle dieser Reise. Für die Forschungsgeschichte ist der Ort auch wichtig, da Robert Schmidt bei seinen Funden hier erstmals die französischen Bezeichnungen für die einzelnen Zeitabschnitte der Altsteinzeit angewandt hat. Und auch wir sind mittlerweile bestens vertraut mit Ausdrücken wie Aurignacien, Gravettien und Magdalénien! Auch der Sirgenstein wird in Zukunft auf Grund von Vandalismus nicht mehr öffentlich zugänglich sein. Wir können jedoch auch noch ins Innere der Höhle, deren hinterer Teil durch zwei Öffnungen in der Decke auch ein wenig durch Tageslicht erhellt wird.
Landesmuseum Württemberg
Nach dem Frühstück brechen wir auf nach Stuttgart ins Landesmuseum im Alten Schloss. Auf Grund der Renovierung des Stadtmuseum Ulms haben wir uns für einen Besuch der Steinzeitabteilung des Landesmuseums Württemberg entschieden. Dabei bewundern wir unter anderem die Darstellung einer Larve der Dasselfliege, die als Parasit lebte und wahrscheinlich in der Altsteinzeit auch verzehrt wurde. Ausserdem sehen wir Funde aus den Höhlen der Region wie den Adoranten, Werkzeuge, eine Flöte, ein Bison, einen aufrecht stehenden Bär und mehr. Der Museumsbesuch bildet den würdigen Abschluss unserer Exkursion zur Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb. Wir sind froh, dass wir in diesem Jahr noch die Gelegenheit hatten, so viele der Fundstellen zu besuchen und treten um unvergessliche Erlebnisse reicher die Heimreise an!
Ausblick 2023 / 2024
Sie sind an einer archäologischen Studienreise interessiert? Dieser Reisebericht soll Ihnen zeigen, wie so eine Reise abläuft und wie spannend und beeindruckend diese Reisen mit unseren Experten sind. Das Abenteuer Archäologie zeigt sich dabei in vielfältiger Weise - manchmal ist es ein wenig beschwerlich eine Fundstelle zu erreichen, mancherorts nehmen wir für eine Nacht ein einfacheres Hotel in Kauf, um die Gelegenheit zu einem besonderen Besuch zu haben. In den meisten Fällen besteht das archäologische Abenteuer aber darin, mit einem Experten einen ganz besonderen Ort zu besuchen. In jedem Fall ist das archäologische Erlebnis immer den Aufwand wert!
Auch in Zukunft planen wir zahlreiche ganz unterschiedliche Reisen mit unseren Fachexperten. Dabei werden die archäologischen Reiseleiter bei den meisten Reisen von einem organisatorischen Reiseleiter unterstützt. So können sich unsere fachkundigen Experten ganz darauf konzentrieren sich mit den Reiseteilnehmern unserer Kleingruppen zu unterhalten, die Erklärungen örtlicher Guides zu ergänzen und in abendlichen Vorträgen zusätzliches Hintergrundwissen zu vermitteln.
Gerne können Sie uns bei Fragen zu unseren Reisen kontaktieren: office@zugvogeltouristik.at | Telefon: +43 1 890 77 00 - Wir freuen uns auf Sie!
Unverbindliche Anmeldungen für die Reisen im kommenden Jahr sind jederzeit möglich. Wir setzen Sie gerne auf die Interessentenliste und kontaktieren Sie dann sofort bei Veröffentlichung der Reisen, um Ihnen als erste die Möglichkeit zur Buchung zu geben.
Mittelalter
1000 Jahre Geschichte in der Region um Ulm
- MO 24.Jul - SO 30.Jul 2023
- aktive Mitmachführungen, spannende Besichtigungen
- das Leben im Kloster, am Land, in der Stadt auf der Burg
- Wissenschaft, Handwerk und Handel im Mittelalter
7 Tage Archäologiereise 8 bis 16 Personen
auf Anfrage
Göbekli Tepe - vor 12 000 Jahren
Die vielleicht bedeutendste archäologische Entdeckung des 21.Jhrdts.!
- 24.Mai - 31.Mai 2025 | 13.Sep - 20.Sep 2025
- älteste architektonisch ausgestaltete Heiligtümer
- Grabungsareal, Nemrud Dag, Sanliurfa, Karahantepe uvm.
8 Tage Archäologiereise 8 bis 16 Personen
ab 2.750 € (inklusive Flug)
Karische Küste Türkei
Traumhafte Landschaft und archäologische Schätze mit dem Schiff entdecken!
- 30.Sep - 7.Okt 2023
- Fahrt mit dem traditonellen Gulet
- Knidos, Loryma, Kaunos uvm.
- spektakuläre Küste
8 Tage Archäologiereise 9 bis 13 Personen
auf Anfrage