Die Bilderhöhlen Nordspaniens
Unter der bereits erprobten fachlichen Leitung von Dr. rer. nat. Ingmar Braun haben wir uns wieder ins Höhlenabenteuer gewagt. Der auf die Felsbildkunst spezialisierte Archäologe hielt vertiefende Fachvorträge, führte die Gruppe in den Museen, überbrückte Wartezeiten mit Erklärungen und ergänzte die Ausführungen der lokalen Höhlenguides. Dabei haben weder der Stromausfall in einer Höhle noch eine kurzfristig notwendige Programmänderung das tolle Erlebnis geschmälert. Danke an alle Reisenden für die Begeisterung bei den Vorträgen und Besuchen!
Bilbao und Ekainberri
Strahlendes Wetter und Sommertemperaturen in Bilbao, aber starker Regen in Madrid - das verursacht eine etwas späte Ankunft unseres Reiseleiters, der aber trotzdem fast nahtlos in seinen ersten Fachvortrag am Ankunftstag startet. Danach müssen auch wir restlichen Reisenden einen Regenguss abwarten, bevor wir zum gemeinsamen Abendessen aufbrechen. Das war es dann aber schon mit dem schlechten Wetter. Bis zu unserer Rückkehr nach Bilbao begleitet uns die Sonne.
Am ersten Reisetag geht es Richtung Osten zur fantastischen Nachbildung der Höhle von Ekain - Ekainberri (baskisch für "neu Ekain"). Zunächst sehen wir aber wie anstrengend es war ein Feuer zu entfachen, versuchen selbst einen negativen Handabdruck an einer Wand anzufertigen und versuchen unser Jagdglück mit der Speerschleuder. Danach lassen wir die Atmosphäre in Ekain zunächst in Stille auf uns wirken und erkunden dann gemeinsam die großartigen detaillierten Darstellungen der Pferde, Bisons, und Bären in der Höhle. Im Baskenland gibt es noch weitere Höhlen mit Höhlenkunst, doch diese sind generell nicht für Besucher zugänglich. Jedoch können wir auch diese Darstellungen im Museum von Ekainberri noch ausgiebig bewundern.
Am Nachmittag bleibt in Bilbao noch Zeit für eigene Entdeckungen, einige schließen sich auch Ingmar Braun an, der dem archäologischen Museum einen Besuch abstattet. Ansonsten bieten sich Abstecher ins Guggenheimmuseum und die traumhafte Spätsommerstimmung auf der Plaza Nueva an. Abschließend lassen wir uns in der alten Markthalle noch Pinxos schmecken, die im Süden Spaniens als Tapas bekannt sind.
Ramales de la Victoria und Escobedo
Cullalvera
Wir verabschieden uns vom Baskenland und reisen nun Richtung Westen in die Provinz Kantabrien. Ein Wassereinbruch macht einen Besuch in der Höhle Covalanas unmöglich und wir besuchen stattdessen die riesige Höhle Cullavera. Wir lauschen den leisen Geräuschen der Höhle und staunen über die Naturkräfte, die die geologischen Formationen bildeten. Abschließend können wir nahe des Eingangs auch noch eine kleine rote Darstellung bewundern. Sie wurde erst vor einigen Jahren entdeckt und es ist erstaunlich, wie man mit modernen Methoden nun auch solche, kaum erkennbare Kunstwerke wieder sichtbar machen kann.
El Pendo
Nach einer ausgiebigen Mittagspause fahren wir weiter zur Höhle El Pendo. Die ganze Region ist von einem Stromausfall betroffen, doch unser örtlicher Guide Jose beschließt mit uns trotzdem das Höhlenabenteuer zu wagen. Unverdrossen spazieren wir den schattigen Weg durch Wald, Farne und Moose zur Höhle hinunter und dürfen ausnahmsweise für den Abstieg über die Stufen im Inneren die Lampen unserer Mobiltelefone einschalten. Es ist ein unglaubliches und einzigartiges Erlebnis die Höhle in dieser dunklen mystischen Atmosphäre besuchen zu dürfen! Wir hören von den ersten Funden schon Ende des 19.Jhrdts vom Endecker Altamiras und bewundern schließlich tief im Höhleninneren den fantastischen 10 Meter langen Fries. Hier staunen wir über die spezielle Technik bei der unzähligen Punkte von den Künstlern aneinandergereiht wurden, um vorwiegend Hirschkühe darzustellen. Durch den Stromausfall können wir am Rückweg auch den Einfall der Sonnenstrahlen simulieren. Denn durch das Sonnenlicht waren die Darstellungen im Höhleninneren - vor dem Einsturz des Höhleneingangs - ursprünglich vom Eingang aus sichtbar!
Santander
Wir erreichen heute noch die Hafenstadt Santander, wo wir nach einer kleinen Rundfahrt wieder für zwei Nächte im Zentrum Quartier beziehen. Auch hier hält Ingmar Braun zum Auftakt des Abends einen Fachvortrag zur mobilen Kunst mit reger Beteiligung der Reisenden. Anschließend brechen wir gemeinsam zum Abendessen auf und lassen es uns unweit des Hotel schmecken.
Monte Castillo Puente Viesgo
Heute erwartet uns der Monte Castillo am Puente Viesgo. Hier wurden in mehreren Höhlen zahlreiche Darstellungen gefunden, aber auch viele Kleinkunstobjekte, die wir am Abend im Museum von Santander bewundern können. Zwei der Höhlen dürfen wir besuchen, doch bevor es losgeht, lauschen wir im Eingangsbereich den Erklärungen zur Schichtenabfolge, die hier deutlich erkennbar ist.
Die Höhle El Castillo
Dann geht es weiter hinein in die Höhle El Castillo - es erwarten uns die Darstellung eines großen Pferdes und eines großen Bisons. Dabei wurde die natürliche Wölbung der Wand vom eiszeitlichen Künstler geschickt zur Gestaltung der Zeichnungen genutzt. Besonders ehrfürchtig stehen wir auch in diesem Jahr vor der „Wand der Handabdrücke“ und hören mit welcher Technik diese entstanden sind. Außerdem passieren wir zahlreiche rot gemalte geometrische Zeichen und am Ende der Höhle finden sich an einer Wand immer wieder rote Punkte. Die Höhle ist buchstäblich übersät mit Symbolen und Zeichen - was mögen Sie wohl bedeutet haben ?
Bei dieser Reise begegnen uns Punkte, Striche und oft komplizierte geometrische Figuren auch in anderen Höhlen - sind es Wegweiser, Orientierungshilfen, Warnungen, Wappen? Das Rätsel dieser unterschiedlichen Symbole wird wohl nie genau gelöst werden. Wir sind jedenfalls begeistert von den Darstellungen in El Castillo und machen uns erwartungsvoll auf zur nächsten Besichtigung.
Die Höhle Las Monedas
Ein flacher Weg mit toller Aussicht auf die hügelige Umgebung und das grüne Tal führt uns um den Monte Castillo. Dabei passieren wir die für die Öffentlichkeit geschlossenen Höhlen La Flecha, La Pasiega und Las Chimineas und gelangen zur Höhle Las Monedas. Namensgeber ist ein Münzschatz, der in der Höhle gefunden wurde. Doch wir widmen uns den schönen Tropfsteinformationen und erreichen letztlich den Bereich der Höhle, in dem sich die Malereien befinden. Um diese in dem engen Gang betrachten zu können, teilen wir uns in zwei Gruppen und staunen über die Dastellungen von Pferden und Rentieren als schwarze Strichzeichnungen.
Das neue Museum am Fusse des Monte Castillo hat in diesem Jahr mit einer noch sehr kleinen Ausstellung zur Dama Roja eröffnet. Noch schnell vor der Mittagspause der Museumsangestellten, widmen wir uns dem Fund des unvollständigen weiblichen Skeletts eines Cro-Magnon Menschen aus der Höhle El Mirón in Kantabrien.
Prähistorisches Museum Santander
In Santander bleibt freie Zeit für einen gemütlichen Stadtbummel, ein paar Pinxos, einen Kaffee in der Sonne und Ausblicke auf das Meer. Am Abend treffen wir uns dann alle wieder für den Besuch des prähistorischen Museums. Ingmar Braun führt uns fachkundig durch das hervorragend gestaltete Museum mit absolut beeindruckenden Objekten. Viele der ausgestellten Exponate wurden in den von uns besuchten Höhlen gefunden und der Besuch im Museum ist somit eine tolle Ergänzung zu den Darstellungen in den Höhlen.
Altamira, Santillana del Mar, La Loja
Kann denn die Nachbildung einer Höhle beeindruckend sein? Altamira ist es auf jeden Fall! Die "Neocueva" ist eine fantastische Kopie der weltberühmten Höhle und wir nehmen uns ausgiebig Zeit zum Besuch. Fasziniert betrachten wir die farbenfrohen Tierdarstellungen, oft mit Einbeziehung des Wandreliefs und können uns kaum satt sehen. Ingmar Braun führt uns durch die Höhlennachbildung und bietet dann auch noch eine Führung im ausgezeichneten angeschlossenen Museum an. Den Abschluß bildet dann noch der Abstecher zum Originaleingang von Altamira.
Im nahen mittelalterlichen Städtchen Santillana del Mar gönnen wir uns dann eine ausgiebige Pause. Wir lassen uns einen Imbiss schmecken, schlendern durch die entzückenden gepflasterten Gassen und werfen zur Abwechslung einen Blick in die Souvenirshops. Anschließend nehmen wir die malerische Küstenstraße durch die Dörfer und beliebten Badeorte der Costa Cantabrica und fahren nach San Vicente de la Barquera, wo sich unsere nächste Unterkunft befindet.
El Pindal
Der heutige Tag führt uns noch ein Stück weiter Richtung Westen und wir sind besonders gespannt auf die Höhle, die wir heute besichtigen werden. El Pindal ist wieder geöffnet und wir konnten für unsere kleine Gruppe die wenigen freigegebenen Plätze für einen Besuch ergattern. Die Anfahrt ist nur kurz, wir gehen ein Stück durch den Wald, steigen einige Stufen zum Vorplatz der Höhle hinab und sind einfach nur begeistert. Die Aussicht über die strahlend blaue Meeresbucht ist wahrlich atemberaubend, der Eingang befindet sich direkt darüber und alleine wegen der Landschaft lohnt sich dieser Ausflug schon.
Noch eindrücklicher ist jedoch tatsächlich die Höhle selbst. Ein Wassereinbruch bedingte eine lange Schließung und im weichen Sediment neben dem Weg sehen wir die Muster, die von der Höhlendecke herabfallende Tropfen bilden. Unsere Führerin Maria ist eine wahre Koryphäe, die Ingmar bereits von Fachtagungen kennt und nimmt sich ausreichend Zeit, um uns die Höhle zu zeigen. Vor allem die zahlreichen Darstellungen am Hauptpaneel, wo auch ein seltenes Mammut in roter Farbe dargestellt ist, beeindrucken uns sehr. Wieder dürfen wir auch die Höhle in Stille erleben und für kurze Zeit das Licht ausschalten, um dem leisen Tropfen zu lauschen und die besondere Atmosphäre der Höhle aufzunehmen. Wir sind uns einig, dass es wirklich ein besonderes Erlebnis war, diese Höhle besuchen zu dürfen.
Wir erkunden noch ein wenig die traumhafte Landschaft um El Pindal und kehren dann zurück in das entzückende Fischerstädtchen San Vicente de la Barquera. Es bleibt Zeit um durch die Gassen der Stadt zu spazieren, mit einem Eis auf einer Bank in der Sonne zu sitzen oder sogar einen Abstecher zum trubeligen Stadtfest zu machen. Denn es ist Feiertag, seit dem frühen Morgen wurde am Strand ein Fischeintopf zubereitet und wird nun am Nachmittag genüßlich von den Dorfbewohnern verspeist. Wir treffen uns am frühen Abend wieder zum letzten Fachvortrag durch Ingmar Braun und lassen dann den Abend gemütlich ausklingen.
Ribadasella
Das Centro de Arte Rupestre Tito Bustillo
Wir durften diese Woche wirklich einzigartige Höhlenkunstwerke bewundern, doch das absolute Highlight erwartet uns noch heute. Unsere Reise führt nochmals nach Westen in die Provinz Asturien, wo sich die Höhle Tito Bustillo befindet. Zunächst haben wir Zeit um uns ein wenig im Centro de Arte Rupestre umzusehen. Beeindruckend sind neben den alten Fotos und Gegenständen, die von den Entdeckern verwendet und gespendet wurden, auch die Reproduktionen der wichtigsten Fundstücke. Sie wurden aus originalen Rohstoffen (Knochen, Geweih, Stein ...) hergestellt, genauso wie sie von paläolithischen Handwerkern gemacht wurden.
Die Originalhöhle Tito Bustillo
Alleine die Erzählung vom Fund der Darstellungen in der Höhle Tito Bustillo und wie fassungslos die jugendlichen Höhlenkletterer ohne Getränke und Nahrung stundenlang die Kunstwerke bewundert haben, steigert die Spannung. Tito Bustillo wurde nach der Entdeckung zunächst für den Massentourismus geöffnet und dementsprechend wurden bequeme Gehwege geschaffen. Doch die ältesten prähistorischen Malereien sind immer noch in kleinen versteckten unzugänglichen Galerien zu finden. Wir erhalten Hinweise, wo sie sich befinden, damit wir uns später beim nochmaligen Besuch des Centro de Arte Rupestre besser orientieren können.
Doch umso unglaublicher sind die Malereien, die wir im Hauptraum bewundern dürfen. Wir staunen verblüfft über Pferde und Rentiere in Rot, Schwarz und in außergewöhnlichem Violett und hören gespannt den Erklärungen unseres Reiseleiters und des Guides zu. Eigentlich wären es fast hundert Darstellungen von verschiedensten Tieren und Zeichen, doch viele sind nur für ein wirklich geschultes Auge und mit dem richtigen Licht und Abstand zu erkennen. Als unser Guide den Lichteinfall verändert, sehen wir auch, dass die bemalte Wand nicht tatsächlich glatt ist, sondern nur die kunstvollen Darstellungen diesen Eindruck vermitteln. Die außergewöhnlichen Malereien in Tito Bustillo sind ein wahrlich würdiger Abschluß für diese fantastische Reise.
Es bleibt noch Zeit um nochmals ins Museum zurückzukehren. Unser archäologischer Reiseleiter Ingmar Braun bietet hier nun wieder eine Führung an. Besonders die gefundene bewegliche Kunst von Tito Bustillo ist einzigartig. Muscheln mit Ornamenten, Werkzeuge wie Harpunen, Speere, Stäbe oder Spachtel und Steinplatten, die mit Motiven, ähnlich den an den Höhlenwänden eingravierten, reich verziert wurden. Unter anderem wird auch ein Film gezeigt, der die Techniken der Entstehung der Höhlenkunst zeigt. Vor allem zeigt das Centro de Arte Rupestre aber auch die in den unzugänglichen Galerien verborgene Kunst der Höhle Tito Bustillo. Sie wurde zu einem deutlich früheren Zeitpunkt geschaffen, als die leicht zugänglichen Darstellungen, die wir im Original sehen konnten. Es ist nicht klar, ob die späteren Künstler über das Vorhandensein der versteckten Galerie der Anthropomorphen und den Camarín de las Vulvas überhaupt Kenntnis hatten.
Nach einer Pause im kleinen Strandort Ribadasella nehmen wir Abschied von den Bilderhöhlen und kehren zurück nach Bilbao, an den Ausgangspunkt unserer Reise. Bei einem letzten gemeinsamen Abendessen lassen wir die Woche Revue passieren und verabreden bei welchen Reisen wir uns eventuell wieder treffen. Es war auch für uns Reisebegleiter wieder eine ganz besondere Woche, vielen Dank an alle Reiseteilnehmer!
Ausblick
Bilderhöhlen Südfrankreich
Chauvet, Cosquer und östliche Pyrenäen
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- traumhafte Landschaft Südfrankreichs
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Steinzeitliche Höhlen Frankreichs
Savoir vivre in der Steinzeit!
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- Lascaux IV und Originalhöhlen
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8 Tage Archäologiereise 8 bis 13 Personen
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Bilderhöhlen in Nordspanien
Begeisternde prähistorische Höhlenkunst!
- 1.Sep - 8.Sep 2025
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- Asturien, Baskenland, Kantabrien
8 Tage Archäologiereise 8 bis 12 Personen
ab 2.760 € (inklusive Flug)
Portugal
Steinzeitkunst von Lissabon bis Porto
- 29.Sep - 7.Okt 2025
- Steinkreise und die einzige Bilderhöhle Portugals
- faszinierende Felszeichnungen im Vale do Côa
- Siega Verde in Spanien
8 Tage Archäologiereise 8 bis 16 Personen
ab 3.250 € (inklusive Flug)
Was haben wir im kommenden Jahr geplant?
Bewährte Reisen wie zur Eiszeitkunst, zu den fantastischen Funden am Göbekli Tepe oder auf den Spuren der Hethiter werden natürlich wiederholt. Aber auch viele neue Reisen stehen am Programm! Es geht zum Osterfest nach Äthiopien, auf eine fantastische Entdeckungsreise durch Albanien und ins Reich der Urartäer am Vansee. Einige Reisen kommen noch dazu - vielleicht ist etwas für Sie dabei?