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Geschichte

Wie zahlreiche Funde belegen, war Vietnam bereits weit vor Christi Geburt besiedelt.

Bislang sind drei frühe Kulturen belegt: Die rund 30.000 alte Dieu-Kultur, die etwa 16.000 Jahre v. Chr. entstandene Hoa-Binh-Kultur, deren Steinwerkzeuge in weiten Teilen Südostasiens verbreitet waren, und ab 10.000 v. Chr. die Bac-Son-Kultur, die Steinäxte und Keramiken kannte.

In der Bronzezeit ab 1.500 v. Chr. entwickelten sich zwei weitere Kulturen: Die Sa-Huynh-Kultur in Zentral- und Südvietnam sowie die Dong-Son-Kultur im Norden des Landes. Dort entstand der Legende nach südlich von mehreren chinesischen Fürstentümern gelegen das erste Königreich, Van Lang, dessen Bezeichnung „Yue“ (vietnamesisch „Viet“) später dem Land den Namen gab, denn „nam“ bedeutet abgeleitet vom chinesischen „nan“ Süden.

Die Dynastie der Van Lang-Könige endete, als im 3. Jahrhundert Angehörige der Au Viet aus dem Süden Chinas einwanderten und im Jahr 258 v. Chr. das Reich Au Lac gründeten. 50 Jahre später wurde Au Lac von einem chinesisches Kaiser der Qin-Dynastie erobert und in Nam Viet („Land im Süden“) umbenannt.

Chinesische Herrschaft im Norden

Das Reich der Funan und Champa im Süden

Der Norden stand im ersten Jahrtausend nach Christus unter chinesischer Herrschaft, während im Süden die Reiche Funan und Champa entstanden. Im Norden prägten Konfuzianismus, das chinesische Politik- und Bildungssystem sowie die Schriftzeichen das Land, im Süden Hinduismus und Buddhismus. Dort entstand das Reich der Funan, ein Vorläufer des mächtigen Angkor-Reichs der Khmer. Bis zum 3. Jahrhundert dehnte sich Funan bis auf die Gebiete des heutigen Kambodscha, Laos, Thailand und Malaysia aus, ehe um 550 im Süden Vietnams das Reich Chenia die Macht übernahm. Vom 9. bis zum 15. Jahrhundert regierten die mächtigen Khmer-Könige aus Angkor. Ungefähr zeitgleich zu den Khmer entwickelte sich aus einer Vielzahl kleiner Fürstentümer in Hafenstädten und an Flussmündungen im heutigen Zentralvietnam das Reich der Champa, das jedoch ab dem 15. Jahrhundert zerfiel.

China wird in die Schranken gewiesen

938 vertrieb General Ngo Quyen schließlich die letzten chinesischen Truppen aus Vietnam und wurde der erste König eines unabhängigen Vietnam. Wechselnde Dynastien regierten das Land, Kultur und Wirtschaft prosperierten, das Reich dehnte sich nach Süden aus. König Ly Thai To, der das Land Dai Viet nannte, „Große Fürstentümer”, verlegte die Hauptstadt Thang Long, das heutige Hanoi, an den Roten Fluss. Anfang des 13. Jahrhunderts ging die Königskrone an die Tran-Dynastie über, deren Herrschaft nach Hungersnöten und Aufständen bereits 1397 wieder endete. Erneut besetzte China den Norden, wurde jedoch umgehend von Le Loi vertrieben, der 1428 als Le Thai To den Königsthron bestieg und die Le-Dynastie begründete, die fast durchgehend bis 1789 herrschte. Die Le-Könige führten im 15. Jahrhundert zahlreiche Reformen durch und setzten Rechts- und Besitzregelungen in Kraft, die bis zur französischen Kolonialzeit Gültigkeit besaßen. 1471 wurde die Champa-Hauptstadt Vijaya bei Quy Nhon erobert, nun kontrollierte man auch einen großen Teil des Champa-Reiches.

Machtkämpfe und Teilung des Landes

Anfang des 16. Jahrhunderts spalteten die Machtkämpfe einiger Familien das Land. Fortan regierten die Trinh von Thanh Long (Hanoi) aus den Norden und die Nguyen von Phu Xuan (Hue) aus den Süden. 1673 kam es offiziell zur Teilung des Landes, der Giang-Fluss nördlich von Dong Hoi bildete die Grenze. Nach und nach dehnten die Nguyen ihren Einflussbereich bis in das Mekong-Delta aus. In dieser Zeit siedelten sich in der Hafenstadt Faifo, dem heutigen Hoi An, die ersten ausländischen Händler an. Mit den Portugiesen, Engländern und Holländern kamen auch chinesische und japanische Händler, die im eigenen Land keinen Handel mit dem Ausland treiben durften. Die im 17. Jahrhundert vom Portugiesen Francisco de Pina entwickelte, auf lateinischen Buchstaben basierende Schrift mit dem Namen Quoc Ngu wird seither im Wesentlichen bis heute verwendet. 

Ab 1771 führte die Tay Son-Rebellion gegen die herrschenden Nguyen im Süden zu einem Bürgerkrieg gegen den Norden. 1786 wurde die Hauptstadt Thang Long besetzt, nur kurze Zeit später wurde 1789 eine Invasion der Chinesen abgewehrt. Die Lage blieb instabil, 1802 ergriff der letzte verbliebene Angehörige der Nguyen-Herrscher die Macht und eroberte mit thailändischer und französischer Hilfe das Land. Es war die letzte Dynastie Vietnams, die bis 1945 regierte.

Die französische Kolonialzeit - „Indochina” entsteht

Die Verfolgung von Missionaren war 1858 für Frankreich der Anlass, in Vietnam einzumarschieren. Nach der Eroberung von Saigon musste Kaiser Tu Duc die Stadt Saigon sowie einige Mekong-Provinzen und die Insel Phu Quoc abtreten, die Kolonie „Cochinchina” entstand. In den Folgejahren eroberte Frankreich Schritt für Schritt weitere Gebiete, unter anderem in Kambodscha, aus denen 1887 die Kolonie der „Union Indochinoise” geformt wurde, zu der 1893 das Protektorat Laos hinzu kam.

Indochina entwickelte sich zu einer der profitabelsten Kolonien Frankreichs. Die Kolonialmacht exportierte Rohstoffe nach Frankreich und in andere Absatzmärkte und nutzte außerdem den Handelsweg nach China. Die hohe Steuerlast und die Arbeit für die Kolonialherren sorgte Anfang des 20. Jahrhunderts für Unruhen, diverse Aufstände mussten niedergeschlagen werden. 1930 gründete Ho Chi Minh die Kommunistische Partei, 1941 entstand die Liga für die Unabhängigkeit Vietnams, die Viet Minh. Frankreichs Einfluss wurde schwächer, im Zweiten Weltkrieg stand Vietnam sogar unter japanischer Kontrolle und sollte laut der Potsdamer Konferenz nach Kriegsende am 17. Breitengrad geteilt werden: China sollte den Norden, Großbritannien den Süden kontrollieren. Wenige Tage nach der Kapitulation Japans starteten die Viet Minh die Augustrevolution und eroberten weite Teile des Landes. Am 2. September 1945 rief Ho Chi Minh die Unabhängigkeit der Demokratischen Republik Vietnam aus.

Der erste Indochina-Krieg

Frankreich kämpfte um seinen Einfluss in Indochina, Nordvietnam verteidigte seine Unabhängigkeit. Es entwickelte sich ein Guerillakrieg gegen die ehemaligen Kolonialherren. 1949 rief Mao in China die kommunistische Volksrepublik aus, die die Demokratische Republik Vietnam anerkannte und unterstützte. Das wiederum rief die USA auf den Plan. Schließlich wurden die Franzosen 1954 bei der Belagerung von Dien Bien Phu geschlagen, das in den Bergen des Nordwestens als uneinnehmbare Festung galt.

Die folgende Genfer Konferenz besiegelte sowohl das Ende der Kämpfe als auch der französischen Kolonialherrschaft. Vietnam wurde entlang des 17. Breitengrades provisorisch geteilt. Der kommunistische Norden und der von den Amerikanern unterstützte Süden entwickelten sich von da an getrennt weiter. Im Norden wurde die Wirtschaft nach sozialistischem Muster umgestaltet, im Süden, wo mit massiver Finanzhilfe eine eigene Armee aufgebaut wurde, gewannen die US-Berater an Einfluss. 

Zahlreiche Widerstandsbewegungen entstanden, darunter kommunistische sowie diverse religiöse Gruppierungen, denn ein Großteil der Bevölkerung im Süden war gegen das Diem-Regime und die amerikanische Präsenz. Größte Gruppierung war der Vietcong, der ab 1959 über den Versorgungsweg des Ho Chi Minh-Pfades unterstützt wurde. Anfang der 1960er Jahre begannen die USA und die südvietnamesische Armee mit der Verfolgung des Widerstandes und der Bombardierung der Gebiete. Aus dieser Zeit stammt das berühmte Foto des Mönchs Thich Quang Duc, der sich im Juni 1963 aus Protest vor laufenden TV-Kameras selbst verbrannte.

Der zweite Indochina-Krieg

Schon seit längerem hatten die USA die Truppen Südvietnams aufgerüstet, während Nordvietnam Unterstützung von China und Russland erhielt und Kämpfer sowie Waffen über den Ho Chi Minh-Pfad in den Süden schleuste. Schließlich entsandten die USA 1964 erstmals offiziell US-Militär, woraufhin Nordvietnam umgehend Truppen in den Süden schickte.

Den US-Soldaten mit ihrer hochtechnisierten Armee standen die nordvietnamesische Armee und die südvietnamesischen Freiheitskämpfer der FNL sowie der Vietcong gegenüber, die einen Guerillakrieg führten, in dem Kriegstechnik, Ortskenntnis und die Unterstützung der lokalen Bevölkerung von zentraler Bedeutung waren. Es kam zu verheerenden Bombardements, in denen ganze Landstriche verwüstet wurden. Allein in den Jahren 1964 bis 1968 wurden doppelt so viele Bomben abgeworfen wie im gesamten Zweiten Weltkrieg. 


Mit der Tet-Offensive 1968 schwanden alle Hoffnungen der USA auf ein baldiges Kriegsende. Am Tag des vietnamesischen Neujahrsfests griffen über 80.000 Kämpfer landesweit über 60 Städte an und drangen in Saigon bis zur US-amerikanischen Botschaft vor. Im selben Jahr begannen in Paris die Gespräche zur Waffenruhe zwischen den USA und der Demokratischen Republik Vietnam. Und obwohl die USA 1969 mit dem Truppenabzug begannen, weiteten sich die Kämpfe auf Laos und Kambodscha aus. 1973 wurde das Waffenstillstandsabkommen geschlossen, 1975 schließlich eroberte die nordvietnamesische Armee im April Saigon.

Schwieriger Neuanfang

1976, ein Jahr nach Kriegsende, wurde Vietnam wiedervereinigt. Die Bedingungen waren denkbar schlecht: Straßen- und Eisenbahnnetz, Häfen, Kraftwerke und Industriebetriebe waren völlig zerstört, die Reisfelder mit Bombenkratern übersät und von Agent Orange verseucht, Millionen Menschen tot, verwundet, vertrieben. Unternehmen im Süden wurden verstaatlicht, die Landwirtschaft kollektiviert, privater Handel verboten. Die Hungersnöte brachten die „Boat People” hervor, verzweifelte Flüchtlinge, die auf windigen Booten über das Südchinesische Meer aus dem Land flohen.

Die Kämpfe mit Kambodscha eskalierten, dort hatten Pol Pot und die Roten Khmer ihre Schreckensherrschaft errichtet, bis 1978 die vietnamesische Armee mit über 100.000 Soldaten einmarschierte und eine neue Regierung einsetzte. Die Roten Khmer flohen in den bergigen Westen des Landes, von wo aus sie einen Guerillakrieg führten, der sogar den Abzug der Vietnamesen 1989 überdauerte. China nahm den Einmarsch in Kambodscha zum Anlass, im Februar 1979 in Vietnam einzumarschieren, doch nach heftigen Kämpfen und hohen Verlusten auf beiden Seiten zogen sich die Chinesen nach vier Wochen wieder zurück.

Zurück im Kreis der Nationen

Ab Mitte der 1980er Jahre stellte eine liberale Wirtschaftspolitik die Weichen auf Wachstum. Der von Michail Gorbatschow eingeleitete Umgestaltungsprozess, die Perestroika, dürfte einen großen Anteil daran gehabt haben. Weitere Meilensteine waren die Aufhebung des US-Handelsembargos 1994, die Aufnahme in die ASEAN 1995, das Handelsabkommen mit den USA im Jahr 2000 sowie der Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) 2007. Die Aufhebung des seit 50 Jahren bestehenden Waffenembargos durch US-Präsident Barack Obama im Jahr 2016 bedeutete einen weiteren großen Schritt in Richtung Normalität in den Beziehungen der ehemaligen Kriegsgegner.


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